Botanik | ![]() Panax quinquefolium: 4 jährig |
Panax ginseng C.A. Meyer aus der Familie der Efeugewächse (Araliaceae) ist eine mehrjährige Staudenpflanze, die in den Bergwäldern der Mandschurei und Nordkoreas wild vorkommt. Die in Europa angebotene Handelspflanze stammt ausschliesslich aus Kulturen - Hauptproduzent ist Südkorea. In den USA und in Kanada wird der nahe verwandte Panax quinquefolium (amerikanischer Ginseng) angebaut.
Panax ginseng Pflanzen werden etwa 50 cm hoch, der Stengel trägt drei bis fünf Verzweigungen, die jeweils drei bis fünf Blätter besitzen und wie Kastanienblätter angeordnet sind. Die grünlich-gelben Blüten bilden eine Dolde und entwickeln sich zu einer roten, erbsengrossen Beere, die zwei Samen enthält. Zwischen der Aussaat und der Ernte der Wurzeln liegt ein Zeitraum von vier bis sieben Jahren. Die Wurzeln sind dann 8 bis maximal 20 cm lang und etwa 2 cm dick; sie weisen mehrere Verzweigungen auf.
Wirkung und Anwendung
Ginseng ist eine der bekanntesten Heilpflanzen. Die Ginsengwurzel (chin. renshen, was
soviel bedeutet wie Menschenwurzel) wird in der traditionellen chinesischen Medizin seit
Jahrhunderten verwendet. Auch in der westlichen Medizin hat sie ihre Bedeutung als
Stärkungsmittel unter Beweis gestellt. In Europa werden vor allem Ginsengextrakte in Form
von Kapseln, Dragées oder flüssig verwendet. Als eigentliche Wirkstoffe
gelten die Ginsenoside. Sie sind pharmakologisch intensiv untersucht worden. Allen
Ginsenosiden ist gemeinsam, dass sie der Ermüdung des Organismus entgegenwirken. Der
Körper kann sich besser an Stresssituationen anpassen. Dies äussert sich darin, dass die
physische Leistungsfähigkeit des Menschen gesteigert wird, die Ermüdung nach sportlichen
Leistungen nimmt ab, körperliches Training wird erleichtert. Zudem wird das
Reaktionsvermögen, die Konzentration und die Aufmerksamkeit gesteigert. Die Anfälligkeit
gegen Infekte sinkt. Die Einnahme von Ginsengpräparaten wird zur Stärkung und
Kräftigung bei Müdigkeit und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und
Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz empfohlen.
Der Ginseng-Anbau
Aussaht und Keimung im ersten Jahr
Die stratifizierten Samen werden im Herbst (September, Oktober) auf Hochbeete ausgesät
und mit einer Schicht von ca. 5 cm Stroh bedeckt. Nach einer Kälteperiode (Winter mit
Schnee) keimen die Samen im April des folgenden Frühlings durch das Stroh. Die kleinen
Pflanzen sind 5 bis 10 cm hoch und haben drei kleine Blätter von 2 bis 4 cm Länge. Im
Herbst verfärbt sich der oberirdische Teil der Pflanze und stirbt ab, in der Erde
überwintert eine Wurzel von 3 bis 5 cm Länge und 2 bis 3 mm Durchmesser, die bereits die
Knospe zum neuen Auskeimen trägt. Sie braucht den Frost des Winters um wieder keimen zu
können.
Das zweite Jahr
Im Frühling (April) beginnen die Knospen an den Wurzeln zu spriessen. Die Pflanze ist
jetzt schon grösser. Der Stengel verzweigt sich y-förmig in zwei Blattstände, die je
zwei bis fünf Blätter tragen. Die Wurzel wird in diesem Jahr bis 6 cm lang, mit einem
Durchmesser von ca. 5 mm. Sie beginnt sich zu verzweigen und feine Seitenwurzeln zu
bilden. Im Herbst zieht sich der oberirdische Teil der Pflanze zurück.
Das dritte und die folgenden Jahre
Im dritten und in den folgenden Jahren spriessen aus der Wurzel 20-50 cm hohe Stauden mit
drei bis fünf Blattständen. Im Verzweigungspunkt zwischen den Blattständen entsteht ab
dem vierten Jahr der Blütenstand in Form einer Dolde mit 10-30 kleinen grünlich-gelben
Blüten. Im Herbst reifen rote Beeren heran, die zwei Samen enthalten.
Ernte der Beeren, Gewinnung und Stratifizierung der Samen
Die reifen Beeren werden gepflückt und während zwei Wochen in einem Jutesack nass
gehalten und regelmässig bewegt. Dadurch verfault das Fruchtfleisch und die harten Samen
werden freigelegt. Sie werden mit feuchtem Sand gemischt und für zwölf Monate etwa 60 cm
tief im Boden vergraben. Die Folge von Frost und warmen Sommermonaten macht die Samen
keimfähig. Nach diesem Jahr der Stratifizierung werden die Samen im Herbst ausgesät, sie
keimen im darauffolgenden Frühling.
Ernte der Wurzeln
Die Wurzeln werden im Herbst nach 4 bis 7 Jahren geerntet. Wenn die Blätter verwelkt sind
und die Wurzeln den Saft zurückgezogen haben, weisen sie den höchsten Wirkstoffgehalt
auf. Sie werden sorgfältig, mit allen Seitenwurzeln ausgegraben, gewaschen und bei 40°C
schonend getrocknet.
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